Therapiemethode

Praxis Pongratz

Individualpsychologie

Die Individualpsychologie (IP) ist eine in Österreich anerkannte psychoanalytische Psychotherapierichtung, die 1911 von Alfred Adler in Wien gegründet wurde. Adler wuchs als zweites von sieben Kindern in einer jüdischen Familie auf, studierte an der Universität in Wien Medizin und arbeitete als Arzt und Psychotherapeut in eigener Praxis. Er war in der neuen, sozialistischen Arbeiterbewegung sehr aktiv und setzte wesentliche Schwerpunkte in Richtung Lehrerbildung und Erziehungsberatung. Viele seiner damaligen Ideen bilden heute Grundbausteine unseres psychologischen und pädagogischen Alltagsverständnisses, z.B. der Begriff des Minderwertigkeitskomplexes oder das Streben nach einer überlegenen Machtposition.

Ursprünglich ein engagiertes Mitglied der Mittwochsgesellschaft von Sigmund Freud wandte sich Adler auf Grund von fachlichen und persönlichen Differenzen von der Psychoanalyse ab und entwickelte seine eigenen Ideen im Rahmen der Individualpsychologie weiter. Dabei stellte er die Erforschung von körperlichen und seelischen Minderwertigkeiten und deren Kompensation ins Zentrum. Die Behandlung erfolgte über die systematische Analyse und Bewusstmachung des vom Patienten unbewusst entwickelten, neurotischen Lebensstils. Den Begriff der Individualpsychologie wählte Adler, weil er sich mit der Psychologie des Individuums in seiner Ganzheit befasste und die Meinung vertrat, dass alle Symptome einer psychischen Erkrankung Teil eines psychischen Gesamtplanes sind und sich auch nur aus der Gesamtheit heraus verstehen, erklären und behandeln lassen.

Heute verkörpert die Individualpsychologie in Österreich vor allem psychoanalytische Konzepte im Rahmen der kleinianischen Objektbeziehungstheorie, der Selbstpsychologie oder dem Konzept der Mentalisierung. Auch die therapeutische Technik unterliegt Veränderungen und hat sich von einem pädagogisch-anleitenden zu einem analysierend-hinterfragenden Stil gewandelt. In einer Art Rückbesinnung auf die analytischen Ursprünge steht dabei die Beziehung zwischen KlientIn und TherapeutIn und die Analyse von Übertragungsphänomenen im Mittelpunkt. Im Rahmen der psychotherapeutischen Behandlung befasst sich die Individualpsychologie mit den unbewussten Mustern, Phantasien und Bestrebungen einer Person, die es zu spüren, zu erkennen und zu benennen gilt, um eine Stärkung der Persönlichkeit und eine bessere Integration der Einzelteile in die Gesamtpersönlichkeit zu erreichen.

 

Arbeitsweise

Die Individualpsychologie zählt als analytische Methode zu den tiefenpsychologischen Richtungen. Diesen liegt die Annahme zu Grunde, dass Verhalten, Gefühle, Denkmuster oder Symptome, die an der Oberfläche wahrgenommen werden durch unbewusste Konflikte in der Tiefe der Persönlichkeit erzeugt werden. In der Behandlung liegt der Fokus daher auf der Bewusstwerdung von unbewussten Motiven, Wünschen, Trieben und deren Abwehr. Unbewusste Konflikte zeigen sich vor allem auch in der Beziehungsinteraktion mit anderen Menschen (z.B. mit dem Partner/der Partnerin, ArbeitskollegInnen, Familienmitgliedern, etc.). Deshalb wird in der individualpsychologischen Behandlung auch der Beziehung zwischen KlientIn und TherapeutIn besondere Beachtung geschenkt.

Meine Arbeitsweise als individualpsychologische Analytikerin besteht darin mit gleichbleibendem Interesse gemeinsam mit Ihnen wahrzunehmen, zu beobachten und in Worte zu fassen welche emotionalen Prozesse sich innerhalb der KlientIn-TherapeutIn-Beziehung gerade ereignen. Diese Ereignisse werden dann in Beziehung gesetzt zu anderen Ereignissen wie z.B. Konflikten, Symptomen oder anderen Beziehungen. Das Ziel ist dabei Unbewusstes bewusst zu machen und Schritt für Schritt ein immer klareres Bild der eigenen Persönlichkeit mit ihren Begrenztheiten aber auch Möglichkeiten der Veränderung zu bekommen.

Zu meiner Arbeitsweise gehört dabei auch, dass ich am Beginn der Stunde kein Thema vorgebe, sodass der Stundenbeginn von Ihnen gestaltet werden kann. Sie sollen von sich erzählen und nach Möglichkeit alles aussprechen, was Sie gerade beschäftigt. Besonderes Interesse gilt dabei allen möglichen Zugängen zum Unbewussten, wie etwa Träumen, zufälligen Versprechern, unerwartet auftauchenden Gefühlszuständen oder Phantasien und Ideen über sich, mich und andere – immer mit dem Ziel nach mehr Verstehen und Verständnis für die momentane Lebenssituation.